Kletterpflanzen Klettergehölze, die auch Lianen genannt werden, unterscheiden sich von anderen Gehölzen durch ihre Fähigkeit, Mauern, Wände, Pergolen, Spaliere, Zäune usw. zu beranken. Sie sind je nach ihren Klettereigenschaften verschieden, und nach diesen muss sich auch ihre Verwendung richten. Die schlingenden oder windenden Kletterer wie z. B. der Knöterich , Die Pfeifenblume , der Baumwürger und die sogenannten Spreizklimmer wie z. B. die Brombeeren und Himbeeren, der echte Jasmin und Kletterrosen brauchen eine Stütze, an der sie sich hocharbeiten können. Die Ranker, z. B. die Waldreben (Clematis) und der wilde Wein, und die Trompetenblume, haben an den Triebspitzen Haftscheiben oder an den Triebunterseiten Haftwurzeln ausgebildet, mit denen sie sich an rauhen Unterlagen hocharbeiten können.

Es gibt auch einjährige Kletterpflanzen, die meist zu den Windern gehören. Ihre allgemeinen Ansprüche entsprechen denen anderer einjähriger Pflanzen. Die meisten Kletterpflanzen, die heute bei uns verwendet werden, kommen aus den Tropen. Auch ihre Zuchtsorten zeichnen sich durch reiche Blüte in den verschiedensten Farben, durch hübsche Früchte oder Blattformen und -farben aus. Darüber hinaus gibt es einheimische Arten wie den Efeu, Jelängerjelieber, Waldreben (Clematis), wilde Rosen- und Brombeersorten (Rosa und Rubus). Sie haben eine größere Frosthärte, die bei den exotischen Pflanzen oft nicht gegeben ist. Frostempfindliche Arten sollten nicht an Klettergerüste aus Metall gepflanzt werden, da sie sonst im Winter und Nachwinter erfrieren können. Die Klettergehölze unterscheiden sich auch in ihrer Wuchsstärke. Strangulierende Arten wie z. B. der Baumwürger sind fähig, ihre Stützgehölze mit einem Stammdurchmesser bis zu 20 cm zu erwürgen. Andere Klettergehölze wachsen nur sehr langsam und bleiben in ihrer Gesamthöhe oft kleiner. Dies ist bei der Auswahl der Pflanzen und der Klettergerüste zu beachten. Die meisten Kletterpflanzen bevorzugen in ihrer Jugend einen lichten, halbschattigen Standort; je älter sie werden, desto mehr Licht vertragen sie. Aber kaum eine Lianenart verträgt Sonne im Bereich des Wurzelfußes. Sie sollten darauf achten, dass dieser zeitlebens beschattet ist, was sich leicht durch das Vorpflanzen von Sträuchern oder Stauden erreichen lässt. Die meisten Kletterer bevorzugen auch ein etwas höheres Maß an Luftfeuchtigkeit als andere Pflanzen. Müssen sie in lufttrockenen Lagen wachsen, so verkümmern sie oder werden von Schädlingen befallen. Sie lieben etwas feuchte Böden und vertragen verdichtete Böden schlecht. Die Wahl einer Kletterpflanze für Ihr Haus, Ihre Laube oder Pergola oder für einen Zaun ist abhängig vom Standort mit seinen kleinklimatischen Verhältnissen. Die wesentliche Voraussetzung für das Wachstum unserer Kletterpflanze ist eine ausreichende Versorgung mit Licht, Wärme, Wasser und Nährstoffen. Bei unserem Klima spielt natürlich die Frosthärte eine entscheidende Rolle. Während die Bauten im Garten problemlos zu begrünen sind, muss man z. B. bei Gebäuden die verschiedenen Himmelsrichtungen als wichtige Faktoren berücksichtigen. Die Südseite An den Südseiten der Gebäude sind Kletterpflanzen vor allem wegen ihrer Kühl- und Sonnenschutzwirkung beliebt. Die sommergrünen Arten können bei flächendeckendem Bewuchs einen äußerst wirksamen Beitrag zum sommerlichen Wärmeschutz darstellen; dieser resultiert aus einem Verschattungseffekt und aus der Verdunstungskühlung. Wenn man die Pflanzen mit einem kleinen Abstand zur Wand anbringt, erhöht sich der Kühleffekt durch eine noch bessere Abführung der warmen Luft infolge der Kaminwirkung. Im Herbst, wenn die Blätter gefallen sind, kann die Sonne wieder uneingeschränkt auf die Gebäudeoberflächen einwirken. Früchtetragende Arten lassen an den Südseiten die besten Erträge erwarten. Ost- und Westseiten Gut besonnte Ost- und Westseiten können Sie in geschützten Lagen wie Südseiten behandeln. Die Kletterpflanzen erfüllen hier insbesondere Aufgaben des sommerlichen Wärmeschutzes. Im übrigen wird hier ein immergrüner Bewuchs empfohlen, der am besten nahe an die Gebäudeoberfläche herangeführt werden sollte, am einfachsten mit einem Spalier. Es können nun windberuhigt Luftschichten entstehen, die dann stehende Luftpolster bilden und die Wärmeverluste der Außenwand reduzieren. Eine Kaminwirkung zwischen der Gebäudeoberfläche und der Pflanzenschicht wirkt sich dabei negativ aus. Die Nordseite Auf den Nordseiten ist nicht mit einem wesentlich Strahlungsanfall zu rechnen. Eine Begründung hat hier, abgesehen vom guten Aussehen, vor allem Aufgaben des Wärmeschutzes wahrzunehmen. Immergrüne Arten haben hier Vorrang, und zwar als Direktbewuchs. Bei ausreichender Dicke bilden sich innerhalb der Pflanzenschicht stehende Luftschichten, die isolierend wirken. Auch das Anbringen von Spalieren ist sinnvoll. Die richtige Pflanze an der richtigen Stelle Vor der Pflanzung sollten Sie versuchen, die Wuchskraft und die erreichbare Höhe der jeweiligen Kletterpflanze im Hinblick auf die Gebäudehöhe abzustimmen. Starkwachsende Pflanzen brauchen viel Platz für ihre Entwicklung und sollten daher nicht an kleine Wände gepflanzt werden. Umgekehrt kann auch keine Wirkung entstehen, wenn kleinwüchsige Pflanzen an großen Wänden wachsen. Aber gerade bei großen Außenwänden ergibt sich die Möglichkeit der Kombination, obwohl die Kletterpflanzen vielfach Individualisten sind. Kombinationsmöglichkeiten: einjährige und ausdauernde Arten, sommergrüne und immergrüne Arten, kletternde und schlingende Arten oder Blatt- und Blütenpflanzen. Mehrfachkulturen sind im übrigen immer interessanter als Monokulturen; außerdem bieten sie die Möglichkeit, die Gesamtwirkung zu verbessern. Beispiele für solche "Lebensgemeinschaften": An der Nordwand Pfeifenwinde und Efeu, Kletterhortensie und Efeu, Knöterich und Efeu; an der Ost- und Westseite Japan-Hopfen und Efeu, Pfeifenwinde und Wilder Wein, Geißblatt und Wilder Wein, Wilder Wein und Efeu; an der Südseite Kletterrosen und Wilder Wein, Blauregen und Weinreben, Wilder Wein und Trompetenwinde, Akebie und Clematis. Pflanzung und Pflege Kletterpflanzen brauchen relativ weinig Platz zum Gedeihen. Die Pflanzgrube sollte 40 - 50 cm zu 60 bis 80 cm groß und mindesten 50 cm tief sein. Der Aushub sollte vor der Wiederverfüllung mit Vordünger oder vorgedüngter Pflanzerde aufgefüllt werden; Euflor Planthahum. Rank- und Schlingpflanzen werden über dünne Stäbe an die Kletterhilfen geleitet, während selbstkletternde Pflanzen dicht über dem Boden zur Mauer oder zur Stütze geleitet werden. Sie brauchen zunächst einen Halt bis zur Ausbildung eigener Haftorgane. Spreizklimmer dagegen brauchen immer eine Kletterhilfe. Die Pflege der Kletterpflanzen macht weder viel Zeitaufwand noch große Kosten. Wichtig ist die Düngung und Wässerung im Frühjahr und in Trockenperioden. Das im Herbst abgefallene Laub sollte gesammelt und zur Herstellung von Kompost verwendet werden. Für all diese Arbeiten sind nur wenige Stunden im Jahr erforderlich. Die Art und Weise, wie unsere Kletterpflanzen wachsen, gibt uns den Schlüssel für ihre Behandlung am Ende eines Gartenjahres. Die Pflege hängt natürlich auch von der Höhe ab, die die Pflanzen erreichen und in der sie blühen sollen. Dies kann sowohl an einem niedrigen Zaun als auch genauso an einer hohen Mauer geschehen. Auch können Sie die Höhe, in der die jeweilige Kletterpflanze blühen soll, in etwa festlegen, denn die Blüten bilden sich in aller Regel an den neuen Trieben. Die allgemeine Regel besagt, dass die Blüten um so tiefer an der Pflanze erscheinen, je stärker der Rückschnitt war. Die Blüte, ganz allgemein, hängt also auch vom Schnitt zur richtigen Jahreszeit ab. Die frühjahrsblühenden Kletterpflanzen schneiden Sie am besten nach der Blüte, weil der Herbstschnitt Sie um die Blüte des kommenden Jahres bringen würde. Zahlreiche Kletterpflanzen - wie etwa der Schlingknöterich - können jedes Jahr im Herbst stark beschnitten werden, ohne Schaden zu nehmen. Sie entwickeln ohnehin ein vehementes Wachstum. Winterjasmin dagegen schneidet man im Frühling, während Weinreben wiederum im Herbst bis auf die Haupttriebe zurückgenommen werden sollen. Bei den Kletterrosen schneiden sie im Herbst alle Jahrestriebe zurück; neue Triebe bindet man in geeigneter Form an , um sich im kommenden Herbst die Arbeit zu erleichtern. Die verholzenden Kletterpflanzen wie Geißblatt schneidet man, falls dies unumgänglich ist, nur im Herbst. Dabei wird das abgestorbene Holz entfernt, um die Lichtverhältnisse für die jungen Triebe zu verbessern. Ein starker Rückschnitt kann hier nicht schaden. Um die Wuchshöhe bei Kletterpflanzen zu begrenzen, binden Sie die wüchsigen, älteren Triebe an und nehmen die abgestorbenen Zweige heraus. Die Schößlinge sollten dann auf eine mittlere Länge eingekürzt werden, um die Blüte weiter unten am Stamm zu fördern. Auch müssen Sie im Herbst die Wasserreiser und Wildlinge der Unterlage bei veredelten Pflanzen entfernen. Man schneidet sie mit der Schere möglichst dicht bei der Austriebsstelle ab. Waldreben (Clematis, nach Arten) sollten Sie mit Ausnahme der Jackmannii-Hybriden überhaupt nicht schneiden. Letztere können nach der Blüte bis zum Boden zurückgenommen werden. In rauen Klimabereichen brauchen die Waldreben einen Winterschutz aus Rindenmulch. Der Blauregen (Wisteria, nach Arten) wird nach der Blüte im Juli oder August gekürzt. Während des Herbstes sollten die Triebe wieder formiert und in die gewünschte Richtung gebracht werden. Der Herbst ist ohnehin die Zeit der Pflege von Klettergerüsten und Rankhilfen. Beim Rückschnitt der Kletterpflanzen sollte man diese Einrichtungen reparieren bzw. erneuern, soweit notwendig. Vielleicht muss man sogar die Pflanze dazu abnehmen, weil man festgestellt hat, dass nicht das Gerüst die Pflanze, sondern die Pflanze das Gerüst gehalten hat. Geschichte der Kletterpflanze Die Geschichte der Kletterpflanzen ist eigentlich die Geschichte des Weinstocks und der Laube. Die ältesten Darstellungen zu diesem Thema stammen aus Ägypten; dies wird bereits 2600 v. Chr. von einem Statthalter namens Methen beschreiben. Aus dem Griechenland der Antike war die Weinrebe nicht mehr wegzudenken. Außerdem finden sich in dieser Zeit schon Hinweise auf andere Kletterpflanzen, insbesondere den Efeu. Zur Zeit der Renaissance finden sich Spaliere, Pergolen und Lauben immer häufiger in Europa. Ihren Höhepunkt erlebten die Kletterpflanzen um 1900. In dieser Zeit wurden alle ausdauernden Arten in Europa kultiviert. Um die Jahrhundertwende kam es dann, zu einer regelrechten Kletterpflanzenmode. Kletterpflanzen sind aus den Gärten nicht mehr wegzudenken.