Die Geschichte der Katze
Neben der uns bekannten Hauskatze gibt es weltweit zwischen 40 und 50 Arten von Katzen; lediglich in Australien und Madagaskar sind keinerlei Katzenarten verbreitet. Einige Großkatzen und mittelgroße Arten wurden aufgrund ihres wunderschönen Fells fasst ausgerottet, wie der Leopard der Jaguar und der Ozelot. Die meisten Katzen sind Einzelgänger, einige von ihnen, wie der Löwe oder auch verwilderte Hauskatzen, schlossen sich zu Rudeln oder Gruppen zusammen. die Familie der Katzen umfasst insgesamt sieben Gruppen. Die Gruppe der Großkatzen mit Löwe, Tiger, Leopard und Jaguar, die mittelgroßen, auch Mittelkatzen genannten Tiere wie Puma, Schneeleopard, Nebelmarder und Goldkatzen. Daneben die Kleinkatzen mit Ozelot, Zwergtiger Katze, Manul, Kleinfleckkatze, Pampakatze, Rostkatze und Wildkatze. Drei weitere Gruppen sind Luchse, Serval und Gepard.
Eine dieser kleineren Wildkatzenarten entwickelte sich in den vergangenen 8000 Jahren zu unserer Hauskatze.
Die Stammesgeschichte der Hauskatze und die Ähnlichkeiten in den antiken Abbildungen zeigen neben der deutlichen Verwandtschaft unserer heutigen Hauskatze - Felis catus oder Felis domestica - mit der nubischen Falbkatze - Felis silvestris lybica - dass die uns bekannte Hauskatze nicht von der europäischen Hauskatze - Felis silvestris silvestris - abstammt, sondern von der nordafrikanischen Wildkatze: Kopf, Körper und Schwanz der in unseren Wäldern heimischen Wildkatze sind stärker ausgeprägt als bei der Falb- und der Hauskatze; sie haben eine höhere Stirn und einen sehr buschigen Schwanz.
Die europäische Wildkatze lässt sich auch nicht gut zähmen und domestizieren, aus ihr kann man keine Hauskatze züchten, auch wenn sie sich mit unseren Hauskatzen paaren lässt. Dagegen gelang es im nördlichen Afrika und im Vorderen Orient bereits vor Jahrtausenden, die Falbkatze dem Menschen zugänglich zu machen - oder umgekehrt: nämlich den Menschen der Falbkatze Näherzubringen.
Erste Funde von Katzenbildern stammen aus dem Raum Irak, und die ersten Belege für den häuslichen Umgang mit Katzen fanden sich in Ägypten.
Die Wissenschaftler sind sich nicht genau sicher, wann und wo genau der Mensch begann, Katzen in seiner Nähe zu halten und damit den Prozess der Zähmung und somit die Entwicklung von der Wild- zur Hauskatze voranzutreiben.
Viel später als mit der zweckmäßigen Nutzung von Hunden, Rindern und Schafen begannen die Menschen vor etwa 8000 Jahren, Katzen als Haustiere zu halten. Felszeichnungen, die Mensch und Tier gemeinsam zeigen, sind Zeugnisse früheren Zusammenlebens. Doch ob es sich nur um zufällige Begegnungen zwischen Mensch und Katze, um eingefangene wilde Katzen oder bereits um eine Form der häuslichen Haltung und Züchtung von Katzen handelte, blieb bis heute unklar und umstritten.
In Jericho gefundenen Felsbilder aus dem 6. und 5. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zeigen mit Katzen spielende Frauen. Ein anderer Ort ähnlicher Funde war Ur, eine sumerische Stadt in Süd-Mesopotamien, die etwas 150 Kilometer westlich der heutigen Stadt Basra in Irak lag. Dort wurden etwa 4500 Jahre alte Zeichnungen entdeckt. Die Rückschlüsse auf die Haltung von Katzen als Haustiere im sumerischen Reich und Vorderen Orient ließen sich aber nie gänzlich beweisen.
Sichere Beweise für die gezielte Züchtung von Katzen stammen aus der 12. und 13. Dynastie der altägyptischen Hochkultur:
Vor etwa 1800 Jahren begannen die Ägypter damit, die nubische Falbkatze zu domestizieren, sie in menschlichen Behausungen - oder in deren Umgebung - zu halten und ihre verschiedenen Fähigkeiten und Vorzüge zu nutzen. Darauf lässt sich aufgrund von Ausgrabungen schließen, bei denen nicht nur Katzenbilder gefunden wurden, in den Mumiengräbern entdeckte man auch Jungtiere, die allein oder mit den Pharaonen zusammen begraben wurden.
Im alten Ägypten der 12. Dynastie erreichte der Katzenkult seinen Höhepunkt: Im 15. Jahrhundert v. Chr. waren Katzen nicht nur vollständig domestiziert, sie wurden auch als heilige Tiere verehrt. Besonderen Ausdruck fand die gottesähnliche Verehrung der Hauskatze in der Mondgöttin Bastet. Sie galt den Ägyptern als Beschützerin des Heims, der Mütter und der Kinder. Die Göttin wurde ab ca. 1580 v. Chr. mit einem Katzenkopf dargestellt, ihr zu Ehren fertigte man Katzenstatuen aus Bronze oder Keramik an. Katzen wurden wie königliche Mumien zu Tausenden sorgfältig einbalsamiert und auf geweihten Katzenfriedhöfen wir dem von Bubastis in Nordägypten feierlich begraben.
1100 Jahre später, als um 400 v.Chr., verbreiteten sich die reinlichen Mäuse- und Rattenjäger auf den griechischen Kolonien rund um das Mittelmeer und gelangten später auch zu den Römern, die sie in ihre Häuser aufnahmen und ihnen Schutz gewährten. Sie übernahmen den Platz und die Funktion der unsauberen und übelriechenden Frettchen. Die Römer waren es auch, die den Katzen ihren heutigen Namen gaben. zunächst -gatta- genannt, erhielten sie später die Bezeichnung -cattus-. Daraus wurde das französische -chat-, das englische -cat- und schließlich das deutsche -Katze-.
Im Laufe des folgenden Jahrtausends setzten sich die Katzen als Haustiere in ganz Europa und Asien durch; sie wurden jetzt nicht mehr verfolgt und unter den Menschen verbreitete sich die Anerkennung und Nutzung ihrer Fähigkeiten. Gleichzeitig wurden sie auch vergöttert, geliebt, und bewundert, aber auch gehasst, verfolgt und getötet.
Auch in Ostasien verbreiteten sich die Katzen schon frühzeitig. 800 v.Chr. wurde die Hauskatze in China schriftlich erwähnt, von dort gelangte sie in den folgenden Jahrhunderten nach Japan, wo am kaiserlichen Hof ab dem 10. Jahrhundert Katzen verehrt und sorgfältig gehegt wurden. Waren die Katzen im England des 10. Jahrhunderts und bei den Germanen noch anerkannte und zum Teil verehrte Tiere, verkehrte sich das hohe Ansehen der Katzen bald darauf in sein Gegenteil: Mit dem Aufkommen der christlichen Religion verbreitete sich auch das Misstrauen gegenüber den geheimnisvollen Tieren. Im Mittelalter wurden die Legenden und die negative, magische Ausstrahlung der Katze und ihren teuflischen Geist geboren. Alles irdische Unglück, Krankheit, Naturkatastrophen oder Dürrejahre wurde den Katzen, besonders den schwarzen Exemplaren angelastet.
Die Verteufelung der Katzen hatte im Mittelalter aber auch eine sehr negative Konsequenz für den Menschen - die Verbreitung der Pestkrankheit. Als die Katzen in den Städten kaum noch geduldet wurden, zogen sie sich in die Wälder zurück und verwilderten. Das städtische Terrain überließen sie den Ratten, die sich an den damaligen katastrophal unhygienischen Begebenheiten ungehindert nähren und vermehren konnten. Die Pestepidemie in Europa kostete Millionen von Menschen das Leben.
1344 soll der Teufel in Gestalt einer Katze für den Ausbruch des Veitstanz verantwortlich sein. Dies und viele weitere Beispiele sollten noch Jahrhunderte andauern. Der letzte bekannte Hexenprozess fand 1872 in der Schweiz statt.
Erst in den Herrenhäusern und Palästen der Neuzeit kehrte die Katze wieder in die Nähe des Menschen zurück. Dort diente sie zunächst als Schmusetier für den Adel, und langsam erinnerte man sich an den praktischen Nutzen, den das Tier für Haus und Hof bringt. Die Anwesenheit der Katzen schützte die Ernte und den Hof vor unliebsamen Räubern; Ratten und Mäuse wurde dezimiert, wo Katzen ihr Jagdrevier hatten.
So auch auf den Schiffen, die in die neue Welt aufbrachen und das Tier samt Auswanderer nach Amerika brachten. Denn nur die mitgeführten Katzen waren eine Garantie dafür, dass der Proviant auf den Schiffen nicht von Ratten verzehrt würde, bevor die Überfahrt vollendet war.
Den positiven Nutzen von Katzen beschreibt auch die Variante der Sintflut:
Noah bittet eine Löwin um Rat und Hilfe, als sich auf der Arche eine Mäuse- und Rattenplage ausbreitet. Daraufhin schenkte ihm die Löwin das wirksamste Mittel gegen die Ratten, indem sie nieste und aus ihren Nüstern ein Katzenpärchen " gebar " .
Im Volksmund gibt es viele Sprichwörter und Redensarten:
Ist die Katz` aus dem Haus, rührt sich die Maus.
Bei Nacht sind alle Katzen grau.
Mit jemanden Katz` und Maus spielen.
Der Katzen Spiel ist der Mäuse Tod.
Wäscht sichs Kätzchen, triffst du`s Schätzchen.
Erst schmeicheln, dann kratzen schickt sich für Katzen.
Falsch wie eine Katze.
Das ist für die Katz`.
Neun Leben haben wie eine Katze.
Eine Katze, die einen Kanarienvogel gefressen hat, kann drum doch nicht singen.
Die Katze lässt das Mausen nicht.
Die Katze aus dem Sack lassen.
Die Katze im Sack kaufen.
Wie die Katze um den heißen Brei schleichen.
Pferdehufen, Spielerhänden und Katzenklaun`, ist nicht zu traun`.
Der arme Müllerbursche und das Kätzchen
In einer Mühle lebte ein alter Müller, der hatte weder Frau noch Kinder, und drei Müllerburschen dienten bei ihm. Wie sie nun etliche Jahre bei ihm gewesen waren, sagte er eines Tags zu ihnen "ich bin alt und will mich hinter den Ofen setzen: zieht aus, und wer mir das beste Pferd nach Haus bringt, dem will ich die Mühle geben, und der soll mich dafür bis an meinen Tod verpflegen". Der dritte von den Burschen war aber der Kleinknecht, der ward von den andern für albern gehalten, dem gönnten sie die Mühle nicht; und er wollte sie hernach nicht einmal. Da zogen sie alle drei miteinander aus, und wie sie vor das Dorf kamen, sagten die zwei zu dem albernen Hans "du kannst nur hier bleiben, du kriegst dein Lebtag keinen Gaul". Hans aber ging doch mit, und als es Nacht war, kamen sie an einer Höhle, dahinein legten sie sich schlafen.
Die zwei Klugen warteten, bis Hans eingeschlafen war, dann steigen sie auf, machten sich fort und ließen Hänschen liegen, und meinten es recht fein gemacht zu haben; ja, es wird euch doch nicht gut gehen! Wie nun die Sonne kam, und Hans aufwachte, lag er in einer tiefen Höhle: er guckte sich überall um und rief "ach Gott, wo bin ich!" Da erhob er sich und krabbelte die Höhle hinauf, ging in den Wald und dachte "ich bin hier ganz allein und verlassen, wie soll ich nun zu einem Pferd kommen!" Indem er so in Gedanken dahinging, begegnete ihm ein kleines buntes Kätzchen, das sprach ganz freundlich "Hans, wo willst du hin?" "Ach, du kannst mir doch nicht helfen." "Was dein Begehren ist, weiß ich wohl", sprach das Kätzchen, "du willst einen hübschen Gaul haben. Komm mit mir und sei sieben Jahre lang mein treuer Knecht, so will ich dir einen geben, schöner, als du dein Lebtag einen gesehen hast."
"Nun, das ist eine wunderliche Katze", dachte Hans, "aber sehen will ich doch, ob das wahr ist, was sie sagt." Da nahm sie in mit in ihr verwünschtes Schlösschen und hatte da lauter Kätzchen, die ihr dienten: die sprangen flink die Treppe auf, so sehr es nur konnte. Als sie gegessen hatten, wurde der Tisch weggetragen, und die Katze sagte "nun komm, Hans, und tanze mit mir." "Nein", antwortete er, "mit einer Miezekatze tanze ich nicht, das habe ich noch niemals getan". "So bringt ihn ins Bett", sagte sie zu den Kätzchen. Da leuchtete ihm eins in seine Schlafkammer, eins zog ihm die Schuhe aus, eins die Strümpfe, und zuletzt blies eins das Licht aus. Am anderen Morgen kamen sie wieder und halfen ihm aus dem Bett: eins zog ihm die Strümpfe an, eins band ihm die Strumpfbänder, eins holte die Schuhe, eins wusch ihn, und eins trocknete ihm mit dem Schwanz das Gesicht ab. "Das tut recht sanft", sagte Hans.
Er musste aber auch der Katze dienen und alle Tage Holz klein machen; dazu kriegte er eine Axt von Silber, und die Keile und Säge von Silber, und der Schläger war von Kupfer. Nun, da machte er´s klein, blieb da im Haus, hatte sein gutes Essen und Trinken, sah aber niemand als die bunte Katze und ihr Gesinde. Einmal sagte sie zu ihm "geh hin und mähe meine Wiese, und mache das Gras trocken", und gab ihm von Silber eine Sense und von Gold einen Wetzstein, hieß ihn aber auch alles wieder richtig abliefern. Da ging Hans hin und tat, was ihm geheißen war; nach vollbrachter Arbeit trug er Sense, Wetzstein und Heu nach Haus und fragte, ob sie ihm noch nicht seinen Lohn geben wollte. "Nein", sagte die Katze, "du sollst mir erst noch einerlei tun, da ist Bauholz von Silber, Zimmeraxt, Winkeleisen, und was nötig ist, alles von Silber, daraus baue mir erst in ein kleines Häuschen". Da baute Hans das Häuschen fertig und sagte, er hätte nun alles getan, und hätte noch kein Pferd. Doch waren ihm die sieben Jahre herumgegangen wie ein halbes. Fragt die Katze, ob er ihre Pferde sehen wollt? "Ja", sagte Hans.
Da machte sie ihm das Häuschen auf, und weil sie die Türe so aufmacht, da stehen zwölf Pferde, ach, die waren gewesen ganz stolz, die hatten geblänkt und gespiegelt, dass sich sein Herz im Leibe darüber freute. Nun gab sie ihm zu essen und zu trinken und sprach "geh heim, dein Pferd geb ich dir nicht mit: in drei Tagen aber komm ich und bringe dir´s nach". Also machte Hans sich auf, und sie zeigte ihm den Weg zur Mühle. Sie hatte ihm aber nicht einmal ein neues Kleidchen gegeben, sondern er musste sein altes lumpiges Kittelchen behalten, das er mitgebracht hatte, und das ihm in den sieben Jahren überall zu kurz geworden war.
Wie er nun heim kam, so waren die beiden anderen Müllerburschen auch wieder da: jeder hatte zwar sein Pferd mitgebracht, aber des einen seins war blind, des anderen seins lahm. Sie fragten "Hans, wo hast du dein Pferd?" "In drei Tagen wird nachkommen." Da lachten sie und sagten "ja du Hans, wo willst du ein Pferd herkriegen, das wird was Rechtes sein!" Hans ging in die Stube, der Müller sagte aber, er sollte nicht an den Tisch kommen, er wäre so zerrissen und zerlumpt, man müsste sich schämen, wenn jemand hereinkäme. Da gaben sie ihm ein bisschen Essen hinaus, und wie sie abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er musste endlich ins Gänseställchen kriechen und sich auf ein wenig hartes Stroh legen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei, die glänzten, dass es schön war, und ein Bedienter, der brachte noch ein siebentes, das war für den armen Müllerbursch. Aus der Kutsche aber stieg eine prächtige Königstochter und ging in die Mühle hinein, und die Königstochter war das kleine bunte Kätzchen, dem der arme Hans sieben Jahr gedient hatte. Sie fragte den Müller, wo der Mahlbursch, der Kleinknecht wäre. Da sagte der Müller "den können wir nicht in die Mühle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gänsestall." Da sagte die Königstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er musste sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken. Da schnallte der Bediente prächtige Kleider aus, und musste ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein König schöner aussehen. Danach verlangte die Jungfrau, die Pferde zu sehen, welche die anderen Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen: wie der Müller das sah, sprach er, so eins wär ihm noch nicht auf den Hof gekommen; "und das ist für den dritten Mahlburschen", sagte sie, "Da muss er die Mühle haben", sagte der Müller, die Königstochter aber sprach, da wäre das Pferd, er sollte seine Mühle auch behalten: und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und fährt mit ihm fort. Sie fahren zuerst nach dem kleinen Häuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat, da ist es ein großes Schloss, und ist alles darin von Silber und Gold; und da hat sie ihn geheiratet, und war er reich, so reich, dass er für sein Lebtag genug hatte.
Darum soll keiner sagen, dass, wer albern ist, deshalb nichts Rechtes werden könne.
Kat
Eine Katze hatte Bekanntschaft mit einer Maus gemacht und ihr so viel von der großen Liebe und Freundschaft vorgesagt, die sie zu ihr trüge, dass die Maus endlich einwilligte, mit ihr zusammen in einem Hause zu wohnen und gemeinschaftliche Wirtschaft zu führen.
" Aber für den Winter müssen wir Vorsorge tragen, sonst leiden wir Hunger," sagte die Katze, "du Mäuschen, kannst dich nicht überall hinwagen und gerätst mir am Ende in eine Falle." Der gute Rat ward also befolgt und ein Töpfchen mit Fett angekauft. Sie wussten aber nicht, wo sie es hinstellen sollten, endlich nach langer Überlegung sprach die Katze " ich weiß keinen Ort, wo es besser aufgehoben wäre, als die Kirche, da getraut sich niemand, etwas wegzunehmen: wir stellen es unter den Altar und rühren es nicht eher an, als bis wir es nötig haben."
Das Töpfchen ward also in Sicherheit gebracht, aber es dauerte nicht lange, so trug die Katze Gelüsten danach und sprach zur Maus "Was ich dir sagen wollte, Mäuschen, ich bin von meiner Base zu Gevatter gebeten: sie hat ein Söhnchen zur Welt gebracht, weiß mit braunen Flecken, das soll ich über die Taufe halten. Lass mich heute ausgehen und besorge du das Haus allein." "Ja, ja," antwortete die Maus, "geh in Gottes Namen, wenn du was Gutes isst, so denk an mich: von dem süßen roten Kindbettewein tränk ich auch gern ein Tröpfchen. "Es war aber nicht war, dieKatze hatte keine Base, und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie ging geradewegs nach der Kirche, schlich zu dem Fettöpfchen, fing an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spaziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart, sooft sie an das Fettnäpfchen dachte.
Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. "Nun, da bist du ja wieder," sagte die Maus, " du hast gewiss einen lustigen Tag gehabt." "Es ging wohl an," antwortete die Katze. "Eas hat denn das Kind für einen Namen bekommen?" fragte die Maus. "Hautab," sagte die Katze ganz trocken. "Hautab, " rief die Maus, "das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?" "Was ist da weiter," sagte die Katze, "er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Paten heißen." Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus "du musst mir den Gefallen tun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zu zweitemal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ichs nicht absagen." Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fettopf halb aus.
"Es schmeckt nichts besser, als was man selber ist." sagte die Katze und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heim kam, fragte die Maus wie denn dieses Kind getauft worden war. "Halbaus" antwortete die Katze. "Halbaus sagst du ? den Namen habe ich mein Lebtag noch nicht gehört, ich wette, der steht nicht in dem Kalender.
Die Katze wässerte das Maul bald wieder nach Leckerwerk. "Aller guten Dinge sind drei ", sprach sie zur Maus. "Da soll ich wieder der Gevatter stehen, das Kind ist ganz schwarz und hat bloß weiße Pfoten, sonst kein weißes Haar am ganzen Leib, das trifft sich alle paar Jahr nur einmal: du lässt mich doch ausgehen?" "Hautab! Halbaus! es sind so kuriose Namen, die machen mich so nachdenksam" antwortete die Maus.
"Da sitzt du daheim in deinem dunkelgrauen Flausrock und deinem langen Haarzopf und fängst Grillen: das kommt davon, wenn man bei Tage nicht ausgeht." entgegnete die Katze. Die Maus räumte während der Abwesenheit der Katze auf und brachte das Haus in Ordnung, die naschhafte Katze aber fraß den Fettopf rein aus.
"Wenn erst alles aufgezehrt ist, so hat man Ruhe," sagte sie zu sich selbst und kam satt und dick erst in der Nacht nach Haus. Die Maus fragte gleich nach dem Namen, den das dritte Kind bekommen hat. "Er wird dir wohl auch nicht gefallen," sagte die Katze, " er heißt Ganzaus." "Ganzaus" rief die Maus, "das ist der allerbedenklichste Name, der mir vorgekommen ist. Ganzaus ! was soll das bedeuten ?" Sie schüttelte den Kopf, rollte sich zusammen und legte sich schlafen.
Von nun an wollte niemand mehr die Katze zu Gevatter bitten, als aber der Winter herangekommen und draußen nichts mehr zu finden war, gedachte die Maus ihres Vorrats und sprach "komm Katze, wir wollen zu unserem Fettopfe gehen, den wir uns aufgespart haben, der wird uns schmecken. "Jawohl, der wird dir schmecken als wenn du deine feine Zunge zum Fenster hinausstreckst." sagte die Katze arglistig.
Sie machten sich auf den Weg, und als sie anlangten, stand zwar der Fettopf noch an seinem Platz, er war aber leer. "Ach," sagte die Maus, "jetzt merke ich was geschehen ist, jetzt kommts an den Tag, du bist mir die wahre Freundin! aufgefressen hast du alles, wie du zu Gevatter gestanden hast: erst Haut ab, dann Halb aus, dann ........"
" Willst du schweigen," rief die Katze, "noch ein Wort, und ich fresse dich auf."
" Ganz aus" hatte die arme Maus schon auf der Zunge, kaum war es heraus, so tat die Katze einen Satz nach ihr, packte sie und schluckte sie hinunter.
Siehst du, so gehts in der Welt.
Die Bremer Stadtmusikanten
Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu ende gingen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher war. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen; dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden, Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was jappst du so." fragte der Esel, "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" "Weißt du was", sprach der Esel, "ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken."
Der Hund wars zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. " Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel.Wer kann da lustig sein, wenns einem an den Kragen geht", antwortete die Katze, "weil ich nun zu JahreEhe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da deuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müsste nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel "so müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch dran täten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen.
Der Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst du Grauschimmel ?" fragte der Hahn. "Ich sehe einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassens sich wohl sein." "Das wäre was für uns", sprach der Hahn. "Ja, ja ach, wären wir da !" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel.
Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf, und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen; der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzen sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten.
Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Türe, die Katze auf den Herd bei der warmen Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken; und weil sie müde waren von Ihrem langen Weg, schliefen sie auch bald ein.
Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann "wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, wollte ein Licht anzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass es Feuer fangen sollte.
Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Haustür hinaus., aber der Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden, war, rief vom Balken herab "kikeriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach "ach, in dem Haus sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Türe steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hof liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief : bringt mir den Schelm her. Da machte ich, dass ich fortkam."
Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiels aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten.
Und noch´n Gedicht:
Der Hund hat seinen Herrn
die Katze ihren Diener