Vor jeder Behandlung eines kranken Tieres sollte über die Erfolgsaussichten nachgedacht werden. Am sollte damit nicht so lange warten, bis die Krankheit sich auf die anderen Tiere eines Bestandes ausgedehnt hat. Prinzipiell gilt, dass nicht die Krankheit an sich zu behandeln ist, sondern deren Ursache.
Verabreichung von Medikamenten:
Medikamente für Kaninchen gibt es in verschiedenen Darreichungsformen:
- Die Verabreichung von Medikamenten über das Trinkwasser ist oft problemlos mittels der Tränkeflasche möglich.
- Feste Arzneimittel wie z.B. Tabletten sollten seitlich weit in Richtung der Zungenunterseite mit dem Finger eingeführt werden. Der Kopf sollte hierbei nicht zu stark nach oben überstreckt werden, da sich das Tier sonst leicht verschlucken kann.
- Sehr konzentrierte flüssige Arzneimittel, die nicht über das Trinkwasser verabreicht werden können, sollten mit einer Spritze mit aufgesetztem Gummischlauch in die Speiseröhre eingebracht werden.
Lassen Sie sich die Handgriffe von einem Tierarzt zeigen. Bezüglich der Dosierung und der Anwendungsdauer sollten die Hinweise auf dem Beipackzettel genau beachtet werden.
Seuchen
Beim Kaninchen gibt es zwei bedeutende Seuche, die auf Viren zurückzuführen sind. Sie werden von Tier zu Tier übertragen und haben eine sehr hohe Todesrate. Suchen treten in der Regel bei Hauskaninchen einer Region gleichzeitig auf. Die Viren können auch aus Wildkaninchensbeständen eingeschleppt werden.
Hämorrhagische Viruskrankheit (VHD)
Symptome: verkrustete Naseneingänge mit Blutungen in der Nase. Die Sterblichkeit ist hoch, es ist aber möglich zu impfen.
Myxomatose
Die Erstinfektion eines Bestandes erfolgt meist durch Übertragung von Wildkaninchen durch stechende und saugende Insekten. Die Myxomatose äußert sich durch weiche Anschwellungen an sämtlichen Körperöffnungen wie z.B. der Haut am Kopf und den Ohren, den Augen, der Scheide, dem Anus.
Die Tiere bekommen einen "Löwenkopf". Sie gehen meist nach 3 bis 5 Tagen ein. Eine Behandlung ist nicht möglich, nur eine vorbeugende Schutzimpfung des Bestandes.
Infektiöse Bestandserkrankungen
Ansteckender Schnupfen
Die Erreger des ansteckenden Schnupfens sind zumeist Bakterien (Pasteurellose). Der sehr enge Nasen-Rachen-Gang des Kaninchens begünstigt diese Krankheit ebenso wie schlechte Umweltbedingungen (z.B. staubige, ammoniakhaltige Luft, zu warme Ställe, zu hohe Bestandsdichte).
Deshalb sollten die Ställe nicht zu feucht und zugfrei sein. Die Tiere zeigen eitrigen Nasenausfluss, Niesen, Husten und haben Erkrankungen der Nebenhöhlen. Weiterhin äußert sich die Krankheit durch nassen Kehlgang, eitrige Lidbindehautentzündung, Abmagerung, Gleichgewichtsstörungen und Milchdrüseninfektion.
Oft wird auch das Mittelohr befallen, so dass die Tiere ihren Kopf schief halten. Häufig schwellen auch die Leber und die Milz an.
Nach Übergreifen des Erregers auf Lunge, Gehirn, Innenohr und Generalisation auf den ganzen Körper tritt der Tod innerhalb weniger Tage ein. Eine Behandlung ist eigentlich nicht möglich, nur eine Vorbeugung über gutes Stallklima und eine Zuchtauslese, damit der Nasen-Rachen-Gang möglichst breit ist. Anfällige Häsinnen oder Tiere mit engen Nasenhöhlen sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.
Magen - Darm - Erkrankungen
Akute Dysenterie
Die akute Dysenterie bzw. mukoide Entertitis ist eine so genannte Faktorenkrankheit, d.h. bei ihrer Entstehung spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Die Krankheit äußert sich in der Regel durch heftigen Durchfall, Benommenheit, kurzen Krankheitsverlauf von 1 bis 2 Tagen und eine hohe Sterblichkeit.
Besonders betroffen sind Jungtiere nach dem Absetzen. Die Tiere sterben relativ schnell infolge Wassermangels, durch Elektroytverlust und die Giftbildung coliformen Keime.
Darm - und Leberkokzidiose
Leber - und Darmkokzidiosen des Kaninchens sind durch einzellige Parasiten verursachte Krankheiten. Unter den insgesamt neun verschiedenen beim Kaninchen vorkommenden Kokzidien-Arten sind die im Darm lebenden Eimeria-Arten besonders krankmachen.
Die Erreger sind streng wirtspezifisch und gegen nicht auf andere Tierarten über. Sie sind aber so weit verbreitet, dass in jeder Kaninchenhaltung mit einem Kokzidienbefall gerechnet werden muss.
Zu einer starken Vermehrung der Erreger und damit zum Krankheitsdurchbruch kommt es vor allem nach einer Störung der Wechselbeziehung der im Darm lebenden Mikroorganismen, ausgelöst durch Stressfaktoren plötzliche Stalltemperaturunterschiede, hohe Feuchtigkeit im Stall, Beunruhigung, Absetzvorgang oder Transport zugekaufter Tiere.
Die mit dem Kot ausgeschiedenen Dauerformen der Kokzidien, die Oozysten, reifen bei hoher Feuchtigkeit innerhalb von 2 bis 4 Tagen aus und sind dann wieder infektionstüchtig. Die Gefahr, dass das Tier wieder mit seinem eigenen Kot in Berührung kommt, kann durch die Haltung auf Holzrosten vermieden bzw. reduziert werden. Die Einstreu sollte unbedingt trocken gehalten werden. Auch regelmäßige Kotentfernung vor Ausreifung der Oozysten in der Außenwelt verringert die Infektionsgefahr.
Die reifen Oozysten werden über das Wasser, das Futter und die Einstreu wieder von den Kaninchen aufgenommen. Fällt also das Futter aus den Raufen auf dem Boden, kann es mit Oozysten verschmutzt werden, die wieder in das Tier gelangen.
Werden viele Tiere auf engerem Raum gehalten, kann die Krankheit leichter ausbrechen. Die Tiere magern häufig ab, zeigen Fressunlust, haben mitunter einen aufgeblähten Leib und zeigen Durchfallerscheinungen, Verstopfungen oder struppiges Fell. Die Darmkokzidiose führt dann zu Durchfall und schließlich zum Tod der Tiere. Hiervon sind Jungtiere im Alter von 4 bis 8 Wochen besonders betroffen.
Von der Leberkokzidiose (Gallengangkokzidiose) werden meist Tiere ab der 8. bis 9. Lebenswoche betroffen. Der Kot ist sehr hart und trocken. Oft wird auch klarer, durchsichtiger Schleim aus dem Anus ausgeschieden. Durch eine parasitologische Untersuchung können die Oozysten im Kot- und im Darmabstrich bzw. in den Gallengängen nachgewiesen werden.
Zur Behandlung eignen sich entsprechend tierärztlicher Anweisungen Sulfonamidpräparate, die zweimal drei Tage lang mit zweitägiger Unterbrechung verabreicht werden. Zur Vorbeugung sind so genannte Kokziostatika als Futterzusätze in Kaninchenfertigfuttermischungen zu beziehen. Um eine Rückstandsbildung auszuschließen, ist fünf Tage vor der Schlachtung die Umstellung auf kokziostatikafreies Futter vorgeschrieben.
Außenparasiten
Bei den Außenparasiten sind vor allen Dingen Milben, Läuse, Flöhe und auch vereinzelt Zecken die Auslöser von Hautkrankheiten.
Ohrenräude
In den Ohrmuscheln bilden sich blätterartige Borken. Meist wird dann der Kopf zu einer Seite gelegt.
Kopf- oder Hauträude
Diese Krankheit wird oft durch Ratten oder Mäuse in den Bestand eingeschleppt. Symptome sind zuerst Haarausfall und dann am ganzen Körper Schuppenbildung. Die Krankheit entsteht zumeist an den Lippen und an den Augen. Eine Bekämpfung sollte in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen. Eine gründliche Stallreinigung ist unumgänglich.
Kreislaufversagen
Hitzestau
Wenn ein Kaninchen im Sommer der prallen Mittagshitze ausgesetzt ist, entsteht ein Wärmestau in seinem Körper. Der Körper versucht Wärme vom Körperinneren an die Außenflächen zu transportieren. Dies zeigt sich daran, dass die Ohren sehr stark durchblutet werden und eine rötlich-blaue Färbung aufweisen. Zudem hecheln die Tiere und wirken benommen. Die Tiere sollten sofort in den Schatten gebracht und die Ohren zur Abkühlung in kaltes Wasser getaucht werden. Auch eine erhöhte Luftbewegung zur Abkühlung ist zu empfehlen.
Trächtigkeitsstress und Milchfieber
Ohne ersichtlichen Grund sterben einzelne Häsinnen 4 bis 5 Tage vor der Geburt oder 10 bis 15 Tage nach dem Werfen der Jungtiere. Es handelt sich hierbei um Trächtigkeitsstress, eine Kreislaufkrankheit, die sich kurz vor dem Tod durch Benommenheit äußert. Ursache ist ein Elektrolytverlust und eine Störung des Glukosestoffwechsels 4 bis 5 Tage vor dem Wurftermin. Wird dies durch den Kaninchenhalter rechtzeitig erkannt, kann mittels einer Elektrolyt-Glukose-Injektion (etwa 5 ml/kg Körpergewicht) eingegriffen werden. Als Vorbeugemaßnahmen sollte nicht zu energiereiches Futter verwendet werden.
Milchfieber äußert sich durch Streckkrämpfe des Körpers bei einer gleichzeitig bläulichen Verfärbung der Haut und der Ohren. Ursache ist ein zu hoher Kalziumverlust infolge der Milchgabe. Zur akuten Behandlung kann eine rasche Kalzium-Injektion dienen, zur Vorbeugung sollten Salzlecksteine angeboten werden.
Milchdrüsenentzündung
Die Zitzen der säugenden oder abgesetzten Häsin sind sehr hart und vergrößert. Es bilden sich Abszesse, aus denen Eiter austritt. Ursache sind Bakterien (Pasteurellen, Staphylokokken, Streptokokken und Escherichia coli), die bei unsauberen Käfigböden in die Zitzen eindringen. Gefördert wird dies noch durch kleinste Bissverletzungen der Zitzen durch die Jungtiere. Eine Behandlung mit Antibiotika kann Abhilfe schaffen.